Seit mehreren Milliarden Jahren ist der Stein in einem Lehmmagma aus mehreren Konkretionen eingeschlossen, meistens mitten in einer Gangmasse, die seine erste Einbettung ist, aber auch gleichzeitig der erdrückende Schutz gegen einen künftigen Blick. Dort ruht er, bewegungslos. Und plötzlich bringen ihn klimatische Schwankungen, Abtragungen, unsichtbare Bewegungen, kantige Erdrisse oder irgendwelche Ausgrabungen zutage. Er taucht auf und zeigt seine Nase, neugierig auf eine Welt, die er nicht kennt oder nur von unten kennt. Es sieht so aus, als würde der Stein wachsen.
Man hätte es dabei belassen können : ihm einen Tritt geben, ihn wegwerfen, ihn ein Stück weiterschieben. Oder, vielleicht noch bedauerlicher, ihn gar nicht bemerken.
Olivier Thillaye will es dabei nicht belassen.
So erfasst er ihn dann auch mit einem bloßen Blick : seine Form, seine Farbe, seine Struktur sprechen ihn an. In diesem Augenblick hebt sich der Stein von den anderen ab, und Olivier fotografiert ihn in seiner angestammten Umgebung. Aus der Tiefe der Erde, chthonisch, in Kälte erstarrt !
Das Werk wird dann zu einem Ganzen. Es besteht aus dem Stein selbst, seiner Fundstelle, seinem Foto und seiner Zeichnung. Stein ist von nun an Stein, weil Olivier Thillaye es so wollte! Weil der Stein es dulden ließ.
Man könnte sagen, Olivier Thillaye entdeckt den Stein, wie man einen Schatz entdeckt.
12.05.23, ab 18h
Eintritt frei